Опубликовано в журнале Студия, номер 13, 2009
Hammer und Sichel – Karatscharowo.
Und trank unverzüglich
Karatscharowo – Tschuchlinka.
Und, getrunken habend, — habt ihr doch selber gesehen, wie lange ich das Gesicht verzog und die Übelkeit zurückhielt, wie ich zeterte und fluchte. Ob fünf Minuten oder sieben oder eine ganze Ewigkeit lang — warf ich mich hin und her in den vier Wänden, griff mich an den Hals und flehte meinen Gott an, mich nicht zu kränken.
Und bis Karatscharowo, die ganze Strecke von Hammer und Sichel bis Karatscharowo, konnte mein Gott mein Flehen nicht erhören – das Glas des Getrunkenen wölkte mal irgendwo zwischen Bauch und Speiseröhre, mal stieß es hinauf, mal sank es erneut hinab. Es war wie Vesuv, Herkulanum und Pompeji, wie das Salutschießen zum 1. Mai in der Hauptstadt meines Landes. Ich litt und betete.
Und erst in Karatscharowo hat mein Gott mich gehört und erhört. Alles legte sich und ward still. Und wenn sich schon bei mir sich was legt und still wird, so ist das unwiederbringlich. Da könnt ihr sicher sein. Ich achte die Natur, es wäre unschön, ihr ihre Gaben zurückzugeben … So.
Ich glättete einigermaßen mein Haar und kehrte zurück in den Wagen. Das Publikum betrachtete mich nahezu teilnahmslos, mit runden und anscheinend mit nichts beschäftigten Augen.
Mir gefällt das. Es gefällt mir, daß das Volk meines Landes derart leere und vorstehende Augen hat. Dies erfüllt mich mit dem Gefühl des berechtigten Stolzes … Man stelle sich vor, was für Augen die da drüben haben. Wo alles zu verkaufen und zu kaufen ist: … tief verborgene, lauernde, gierige und verängstigte Augen … Devalvierung, Arbeitslosigkeit, Pauperismus … Sie gucken unter der Stirn hervor, mit unstillbarer Besorgtheit und Qual – so sind die Augen in der Welt des Reinprofits …
Bei meinem Volk hingegen – was für Augen! Sie sind beständig vorgewölbt, jedoch ist nicht die geringste Anspannung darin. Vollkommenes Fehlen irgendeines Sinns – aber was für eine Macht! (Was für eine geistige Macht!) Diese Augen verkaufen nie. Nichts werden sie verkaufen und nichts kaufen. Was immer mit meinem Land geschehen mag, in den Tagen des Zweifelns, in den Tagen schweren Grübelns, in den Zeiten beliebiger Prüfungen und Nöte – diese Augen werden nicht zwinkern. Denen ist selbst noch Pisse — Gottes Tau …
Mir gefällt mein Volk. Ich bin glücklich, daß ich unter dem Blick dieser Augen geboren wurde und zum Mann geworden bin. Schlecht ist nur eins: was ist, wenn sie erblickt haben, was ich gerade im Wagenübergang veranstaltet hatte? Purzelnd von Ecke zu Ecke wie der große Tragöde Fjodor Schaljapin, die Hand am Hals, als würgte mich etwas?
Nun ja, sei’s drum, egal. Selbst wenn’s wer gesehen hat – sei’s drum. Könnte ja sein, ich hätte dort was geprobt. Ja… Nein wirklich. Vielleicht spielte ich das unsterbliche Drama └Othello, der Mohr von Venedig“. Spielte allein alle Rollen zugleich. Beispielsweise habe ich mich selbst betrogen, meine Überzeugungen verraten: genauer – ich, der ich mich selber um meiner Qualen willen liebte, fing an, mich des Verrats an mir selbst und an m einen Überzeugungen zu verdächtigen, ich flüsterte mir selbst ein – oh, was ich mir da einflüsterte! – und fing an, mich zu erwürgen. Ich packte mich an der Gurgel und würgte mich. Ist doch wurscht, was ich dort machte.
Da – rechts am Fenster – sitzen Zweie. Der eine – Dummbacke in Wattejacke. Und der andere – Klugscheißer in einem Covercoat-Mantel. Und bitte sehr – schamlos gießen sie sich gegenseitig ein und trinken. Essen was und gießen sich wieder ein. Rennen nicht in den Wagenübergang und verrenken nicht die Hände. Der Dummdumme trinkt aus, räuspert sich und sagt: └Ha! Paßt genau, die Sau!“ Und der Klugkluge trinkt aus und sagt: └Trans-zen-dental!“ Und das mit einer feiertäglichen Stimme! Der Dummdumme ißt was und spricht: └Das Fresserchen heute – Klasse! Das Fresserchen des Typs └Ich flehe Sie an!“ Und der Klugscheißer kaut und spricht: └Ja-a-a … Trans-zen-dental!“
Unfaßbar! Ich betrete den Wagen und sitze da, leide bei dem Gedanken, für wen man mich wohl halte – für einen Mohren oder nicht für einen Mohren? Denkt man gut von mir oder schlecht? Aber die da – trinken herzhaft und offen wie die Kronen der Schöpfung, trinken mit dem Bewußtsein eigener Überlegenheit der Welt gegenüber … └Das Fresserchen des Typs ┌Ich flehe Sie an!▒“ … Ich, wenn ich gegen den Kater frühmorgens antrinke, verstecke mich vor Himmel und Erde, denn dies ist intimer als jegliche Intimität! … Trinke ich vor der Arbeit – verstecke ich mich. Trinke ich bei der Arbeit – verstecke ich mich … aber die da!! └Trans-zen-dental!“
Mein Feingefühl schadet mir sehr, es hat mir meine ganze Jugend versaubeutelt. Meine Kindheit und das Knabenalter … Eher vielleicht so: es ist eher nicht das Feingefühl, sondern ich habe die Intimsphäre einfach grenzenlos erweitert – und wie oft hat es mich zugrundegerichtet … Gleich erzähle ich’s euch. Ich erinnere mich: vor zehn Jahren etwa bezog ich Quartier in Orechowo-Sujewo. Zur Zeit, als ich Quartier bezog, wohnten in meinem Zimmer bereits vier Mann, ich wurde also Fünfter. Wir lebten wie ein Herz und eine Seele, und es gab nicht einen einzigen Streit. Wollte jemand Portwein trinken, stand er auf und sagte: └Jungs, ich will Portwein trinken.“ Und alle sagten: └Ist gut. Trink Portwein. Wir trinken mit dir auch Portwein.“ Dürstete es einen nach Bier, dürstete es auch alle anderen nach Bier.
Bestens. Doch plötzlich fing ich an zu bemerken, daß diese Vier mich irgendwie von sich f e r n h i e l t en, irgendwie t u s c h e l t e n, wenn sie mich ansahen, mir irgendwie h i n t e r h e r b l i c k t e n, wenn ich irgendwohin ging. Seltsam kam es mir vor und sogar etwas beunruhigend … Auch auf ihren Physiognomien las ich die gleiche Besorgtheit und sogar so etwa wie Angst … └Was ist los? – marterte ich mich, — weshalb ist das so?“
Und da kam der Abend, an welchem ich begriff, was los war und weshalb es so war. Ich weiß noch, daß ich an diesem Tag nicht einmal vom Bett aufgestanden war: ich hatte Bier getrunken und wurde wehmütig. Einfach so: ich lag da und war wehmütig. Und da sehe ich: alle Vier setzen sich sachte um mich – zwei setzen sich auf die Stühle am Kopfende, die anderen zwei am Fußende. Und schauen mir in die Augen, schauen mit einem Vorwurf, schauen mit einer Verbitterung von Menschen, die irgendein in mir eingeschlossenes Geheimnis nicht zu ergründen vermögen … Es mußte irgendetwas geschehen sein, ohne Zweifel …
— Hör mal zu, — sagten sie, -l a ß d a s.
— Was ┌d a s▒? – verwunderte ich mich und richtete mich etwas auf.
— Laß es, zu meinen, du seist höher als die anderen … daß wir Kroppzeug seien und du — Kain und Manfred …
— Wie kommt ihr da drauf!
— Deshalb kommen wir drauf: hast du heute Bier getrunken?
Tschuchlinka – Kuskowo
— Hab ich.
— Hast du viel getrunken?
— Viel.
— Dann steh auf und gehe hin.
— Wo soll ich denn └hingehen“?
— Als ob du das nicht wüßtest! Es sieht nämlich so aus: wir sind Ungeziefer und Schurken, aber du bist Kain und Manfred …
— Erlaubt mal, — sage ich, — das habe ich nie behauptet …
— Doch, hast du behauptet. Seit du bei uns wohnst, behauptest du es jeden Tag. Nicht mit Wort, aber mit Tat. Nicht einmal mit Tat, sondern durch das Fehlen dieser Tat. Du behauptest es im Negativen.
— Ja, was denn für eine └Tat“? Was für ein └F e h l e n“? – ich sperrte vor Verblüffung sogar die Augen auf.
— Weißt du ganz genau. Du gehst nicht aufs Häusel – das ist es. Wir haben gleich gespürt – irgendwas ist faul. Seit du hier wohnst, haben wir nicht ein einziges Mal gesehen, daß du auf die Toilette gegangen wärst. Nun gut, bei großer Notdurft, mag es noch angehen! Aber nicht mal klein … nicht einmal klein!
Und all das wurde ohne ein Lächeln gesprochen, im Tonfall von zu Tode Gekränkten.
— Nein, Jungs, ihr habt mich falsch verstanden … ich habe bloß …
— Nein, wir haben dich richtig verstanden …
— Aber nein, ihr habt mich nicht verstanden. Ich kann doch nicht wie ihr aus dem Bett steigen und lauthals verkünden: └So, Jungs, ich geh jetzt scheißen!“
Oder: └So, Jungs, ich geh jetzt pissen!“ Ich kann doch nicht einfach so…
— Wieso kannst du das denn nicht! Wir können’s, und du nicht! Also bist du besser als wir! Wir sind dreckiges Vieh und du eine Lilie! …
— Aber nicht doch … Wie soll ich euch nur erklären …
— Uns brauchst du nichts zu erklären … uns ist alles klar.
— Aber hört doch mal zu … begreift endlich … in dieser Welt gibt es Dinge …
— Wir wissen nicht weniger als du, welche Dinge es gibt und welche nicht … Und ich konnte sie von nichts überzeugen. Mit ihren finsteren Blicken durchstachen sie meine Seele … Ich begann mich zu ergeben …
— Na, freilich kann ich’s auch … ich könnte auch …
— Schau, schau. Du kannst also auch wie wir. Aber so wie du – das können wir nicht. Du, natürlich, kannst alles, wir aber können nichts. Du bist der Manfred, du bist der Kain, und wir sind gleichsam Spucke unter deinen Füßen …
— Aber nicht doch, nein, — hier verhaspelte ich mich vollends. – Es gibt Dinge in dieser Welt … bestimmte Sphären … da kann man doch nicht einfach aufstehen und gehen. Weil es eine Selbstbeschränkung gibt, oder wie man das nennen soll? Es gibt ein Schutzgebiet der Scham, seit den Zeiten Iwan Turjenjews … und außerdem – den Schwur auf den Sperlingbergen … Und nach all diesem aufstehen und sagen: └So, Jungs, …“ Irgendwie beleidigend … Denn besitzt jemand ein feinbesaitetes Herz …
Sie alle, alle vier, glotzten mich vernichtend an. Ich zuckte die Achseln und verstummte hoffnungslos.
— Das läßt du schön sein, das mit Iwan Turgenjew. Rede, aber rede keinen Unsinn. Haben selber gelesen. Sag lieber folgendes: hast du heute Bier getrunken?
— Hab ich.
— Wieviele Humpen?
— Zwei Humpen und ein kleines Glas.
— Dann stehe auf und gehe. Auf daß wir alle sehen, daß du gegangen bist. Erniedrige und quäle uns nicht. Stehe auf und gehe.
Nun denn, ich stand auf und ging. Nicht, um mich zu erleichtern. Sondern um s i e zu erleichtern. Als ich aber zurückgekehrt bin, sagte mir einer von ihnen: └Mit solch schändlichen Ansichten wirst du ewig einsam und unglücklich sein.“
Ja. Er hatte vollkommen recht. Ich kenne etliche Gottespläne, doch weshalb Er soviel Keuschheit in mich hineingelegt hat, habe ich bis heute nicht begriffen. Und diese Keuschheit -–das ist ja das Ulkigste! – diese Keuschheit wurde derart verkehrt gedeutet, daß man mir die elementarste Wohlerzogenheit nicht zubilligte.
In Pawlowo-Possad zum Beispiel. Man führt mich zu den Damen und stellt mich folgendermaßen vor:
— Dies ist eben jener berühmte Wenitschka Jerofejew. Er ist durch vielerlei berühmt. Doch am berühmtesten ist er freilich dadurch, daß er in seinem ganzen Leben nicht ein einziges Mal gepupst hat …
— Wie?! Nicht ein einziges Mal!!, — staunen die Damen und betrachten mich mit aufgerissenen Augen. – Nicht-ein-einziges-Mal!!!
Natürlich werde ich verlegen. Im Beisein von Damen kann ich nicht anders, als verlegen werden. Ich sage:
— Nun, was heißt hier, nicht einmal! Manchmal … schon noch …
— Wie!! – staunen die Damen noch mehr. – Jerofejew – und … Was für ein Gedanke! └Manchmal schon noch!“
Davon werde ich gänzlich verlegen und sage etwa folgendes:
— Je nun … was ist daran so Besonderes, ich meine, das ist doch – P u p s e n – derart noumenal … Da ist doch nichts Phänomenales daran – am Pupsen …
— Nicht zu glauben!, — so die verdatterten Damen.
Und dann wird übers ganze Verkehrsnetz von Petuschki getönt: └Er tut das alles vor aller Augen und sagt, er tue es nicht s c h l e c h t! Er tue es g u t!“
Ihr sehts also. Und so mein Leben lang. Ein Leben lang bedrückt mich dieser Alb – ein Alb, der darin begründet ist, daß man dich v e r k e h r t versteht – nein, └v e r k e h r t“ ginge noch an! – sondern r i g i d e u m g e k e h r t, daß heißt, auf die schweinischste Art versteht, das heißt a n t i n o m i s t i s c h.
Ich hätte zu diesem Gegenstand noch viel erzählen können, doch würde ich alles erzählen – zöge es sich bis nach Petuschki hin. Drum werde ich besser nicht alles erzählen, sondern einen einzigen Fall, weil er der frischeste ist: und zwar, wie ich meines Brigadierspostens enthoben worden bin └wegen Einführung des subversiven Systems individueller Arbeitszeitenkurven“. Unsere ganze Moskauer Verwaltung erschauert vor G r a u e n, sobald man sie an die besagten Kurven erinnert. Was aber soll denn G r a u e n h a f t e s daran sein, möchte man meinen!
Ach ja! Wo sind wir jetzt gerade?
Kuskowo! Wir sausen haltlos durch Kuskowo durch! Aus diesem Anlaß sollte ich wieder mal einen heben, aber besser, ich erzähle es euch erst mal …
Moskau-Petuschki Fragmente
Kutschino– Shelesnodoroshnaja
Doch zuerst trotzdem z u i h r. Zuerst – z u i h r. Sie auf dem Bahnsteig sehen, mit ihrem Zopf vom Po bis zum Nacken, und vor Aufregung erröten, und auflodern, und mich besaufen bis zum Anschlag, und grasen, grasen zwischen den Lilien – genau so lange, bis ich toterschöpft umfalle!
Armreifen bringe mir und Halsgehänge,
Seide, Barchent, Perlen, Diamanten,
Kleiden will ich mich Königinnen gleich,
Denn ist zurückgekehrt mein König.
Dieses Mädchen ist gar kein Mädchen! Diese Anfechtung – ist kein Mädchen, sondern eine Ballade in As-Dur! Diese Frau, dieses rothaarige Luder – ist keine Frau, sondern eine Hexerei! Ihr werdet fragen: └Wo hast du sie bloß ausgebuddelt, Wenitschka, und woher ist sie aufgetaucht, dieses rothaarige Miststück! Und kann es denn in Petuschki überhaupt irgendetwas Brauchbares geben?“
— Es kann! — sage ich euch, und sag es so laut, daß Moskau wie Petuschki zusammenzucken. — In Moskau – nein, in Moskau kann es das nicht geben, in Petuschki hingegen – kann es! Was ist schon dabei, daß sie ein └Miststück“ ist? Dafür aber was für ein harmonisches Stück! Und falls es euch interessiert, wo und wie ich sie ausgebuddelt habe, wenn’s euch interessiert, dann hört zu, ihr Schamlosen, ich erzähle euch alles.
In Petuschki, wie ich euch schon gesagt habe, verblüht kein Jasmin und verstummt kein Vogelgesang. Auch an jenem Tag, vor genau zwölf Wochen, gab es den Jasmin und es gab die Vögelchen. Und zudem war Geburtstag, wessen, war unklar. Und dann – es gab eine Unmenge unterschiedlichster Spirituosen: vielleicht zehn Flaschen, oder zwölf, oder auch fünfundzwanzig. Und es war alles da, was sich ein Mensch, der soviel Alkohol getrunken hat, nur wünschen kann: das heißt, entschieden alles, vom Gezapften bis zum Flaschenbier. └Und sonst?“, werdet ihr fragen. └Was war sonst noch da?“
— Und sonst – da waren zwei Männlein und drei angetüterte Kreaturen, eine besoffener als die andere, und Rauchschwaden himmelhoch, und Stuß. Sonst war anscheinend nichts da.
Und ich verdünnte und trank, verdünnte den Rossijskaja mit dem Shiguljower Bier und glotzte diese └drei“ an und erschaute in ihnen Etwas. Was genau ich in ihnen erschaute, kann ich nicht sagen, und darum verdünnte ich und trank, und je mehr ich in ihnen von diesem └Etwas“ erschaute, je öfter verdünnte ich und trank und erschaute dadurch immer schärfer.
Ein Wider-Erschauen jedoch verspürte ich lediglich seitens der einen von ihnen, nur der einen! O, rötliches Gewimper, länger als das Haar auf euren Köpfen! O, die unschuldsvollen Glupscher! O, dieses Weiß, das ins Weißliche übergeht! O, Hexerei und Taubenflügel!
— Das sind also Sie, der Jerofejew? — und neigte sich kaum merklich mir zu und verschloß die Wimpern und schloß sie wieder auf …
— Aber sicher doch! Und ob ich es bin!
(O, die Harmonische! wie hat sie es erraten?)
— Ich habe eine kleine Sache von Ihnen – gelesen. Und wissen Sie: ich hätte nie gedacht, daß man auf einem halben Hundert Seiten so viel Humbug zusammenspinnen kann. Das ist zu hoch, oberhalb der menschlichen Kräfte! — — — Ach was, zu hoch! – Ich, geschmeichelt, verdünnte und trank. — Wenn Sie wollen, ich spinne noch mehr zusammen! Noch höher! …
So. Damit fing alles an. Das heißt, es fing eine Erinnerungslücke an: drei Stunden Filmriß. Was habe ich getrunken? Wovon habe ich geredet? In welchen Proportionen habe ich verdünnt? Möglicherweise hätte es diesen Filmriß auch nicht gegeben, hätte ich ohne zu verdünnen getrunken. Doch – wie auch immer – nach etwa drei Stunden kam ich zu mir, und ich kam zu mir in folgender Lage: ich sitze am Tisch, verdünne und trinke.
Und außer uns beiden – kein Mensch. Und sie – neben mir, lacht über mich wie ein begnadetes Kind. Ich dachte: └Die Unerhörte! Das ist eine Frau, deren Busen bis zum heutigen Tag nur Vorahnungen bedrängten. Das ist eine Frau, welcher vor mir keiner auch nur den Puls gefühlt hatte. O, der selige Juckreiz in der Seele und sonst überall!“
Und da auf einmal – trank sie noch hundert Gramm. Trank im Stehen, den Kopf in den Nacken geworfen wie eine Pianistin. Und nachdem sie ausgetrunken hatte, hauchte sie alles aus sich heraus, alles, was heilig in ihr war – alles hauchte sie heraus. Und dann verbog sie sich wie eine Schlampe und begann ihre Hüften wellenartig zu bewegen – und das mit einer derartigen Plastizität, daß ich sie nicht ohne Schauern ansehen konnte …
Ihr werdet natürlich fragen, ihr Schamlosen: └Was also, Wenitschka? Sie?“
Nun ja, was soll ich euch antworten? Aber natürlich, Wäre noch schöner, wenn sie nicht!
Sie sagte mir geradeheraus: └Ich will, daß du mich machtvoll mit dem rechten Arm umfaßt!“
Ha-ha … └Machtvoll“ und └mit dem rechten Arm“! – dabei war ich bereits dermaßen abgefüllt, daß ich sie nicht nur nicht machtvoll umarmen konnte, — sondern ich wollte ihren Rumpf berühren, und ich schaffte es nicht, immerzu griff ich am Rumpf vorbei …
└Gut denn! Spiel nur mit steilen Hüften!“, dachte ich, während ich verdünnte und trank. └Spiel nur, Verführerin! Immer spiel, Cleopatra! Spiel, üppigleibige Hure, die du das Poetenherz auszehrst! Alles, was ich habe, alles, was ich m ö g — l i c h e r w e i s e habe – alles schmeiße ich heute auf den weißen Altar Aphroditens!“
Also dachte ich. Sie aber – lachte. Sie aber – trat an den Tisch und trank weitere hundertfünfzig Gramm auf ex, denn sie war vollkommen, und Vollkommenheit kennt keine Grenzen …
Shelesnodoroshnaja – Tschernoje
sie trank aus – und warf irgend etwas Überflüssiges von sich ab. └Wenn sie jetzt“, dachte ich, └wenn sie jetzt, nach diesem Überflüssigen, auch das Unterzeug von sich wirft – dann erbebt die Erde und die Steine heben zu schreien an.“
Sie aber sprach: └Was ist, Wenitschka, ist es gut bei mir?“ Und ich, erdrückt von Lust, wartete auf die Sünde, erstickend. Ich sagte ihr: └Genau dreißig Jahre lebe ich auf der Welt … aber ich habe nicht ein einziges Mal gesehen, daß bei irgendjemandem so gut
Was sollte ich nun tun? Sollte ich einschleichend-zärtlich sein? Sollte ich betörend-grob sein? Weiß der Teufel, nie verstehe ich recht, in welchem Augenblick ich wie vorgehen soll mit einer Angetrunkenen … Davor – soll ich’s euch sagen? – davor kannte ich sie schlecht, sowohl die Angetrunkenen als auch die Nüchternen. Ich strebte nach ihnen gedanklich, wenn ich sie aber anstrebte – blieb mir das Herz vor Schreck stehen. Gedanken gab es wohl, aber keine Absichten. Wenn jedoch Absichten erschienen -–verschwanden die Gedanken, und wiewohl ich nach ihnen mit dem Herzen strebte, blieb der Gedanke vor Schreck stecken.
Ich war widersprüchlich. Einerseits gefiel es mir, daß sie eine Taille besitzen, wir aber nicht die Spur einer Taille haben, dies erweckte in mir – wie würde ich das nennen? └Wonne“ vielleicht? – ja, richtig, es erweckte in mir Wonne. Doch andererseits haben sie ja den Marat mit einem Federmesser erstrochen, und Marat war doch unbestechlich, deshalb war es unangebracht, ihn zu erstechen. Dies bereits tötete in mir jegliche Wonne. Einerseits gefiel mir wie Karl Marx die Schwäche in ihnen, das heißt, sie sind zum Beispiel genötigt, hockend zu urinieren, das gefiel mir, das erfüllte mich – nun ja, womit erfüllte es mich eigentlich? mit Wonne vielleicht? – ja richtig, es erfüllte mich mit Wonne. Aber andererseits haben sie doch mit dem Revolver auf den L…. geschossen! Dies wiederum tötete die Wonne: hinhocken kannst du dich gerne, doch wozu auf den L…. mit dem Revolver schießen? Und so wäre es lächerlich, nach all dem von Wonne zu reden … Doch ich schweife ab.
Alsdann, wie sollte ich nun sein? Bedrohlich oder betörend?
Sie selbst – sie selbst traf für mich meine Wahl, indem sie sich hintenüber fallen ließ und mit ihrer Wade meine Wange streichelte. Darin war etwas von einer Belohnung und einem Spiel und auch von einer leichten Ohrfeige. Und von einem Luftkuß war auch etwas darin. Und dann – dieses trübe, dieses verluderte Weiß in den Pupillen, weißer als der Wahn und als der Siebte Himmel! Und wie Himmel und Erde – der Bauch. Gleich, als ich ihn erblickte, hätte ich beinahe geschluchzt vor Beflügeltsein, ich ging ganz im Rauch auf. Und alles vermischte sich: Rosen und Lilien und, in winzigen Kräuseln – ganz – der feuchte und zuckende Eingang in den Eden, und Selbstvergessenheit, und die rötlichen Wimpern. O, die Schluchzer dieses Schoßes! O, schamlose Augäpfel! O, die Hure mit Augen wie die Wolken! O, der süßeste Nabel!
Alles vermischte sich, um erst zu beginnen, um sich jeden Freitag zu wiederholen und Herz und Kopf nicht mehr zu verlassen. Ich weiß: auch heute wird das gleiche sein, der gleiche Rausch und der gleiche Seelenmord …
Ich werdet mir sagen: └Was denn, was denn, Wenitschka, du denkst doch nicht etwa, du seist bei ihr der einzige Seelenmörder dieser Art?“
Was geht es mich an! Und euch – umso weniger! Selbst wenn sie untreu wäre. Alter und Treue ziehen Furchen über die Visage, und ich, zum Beispiel, will nicht daß sie Furchen auf der Visage hat. Mag sie auch untreu sein – └mag sie“ stimmt natürlich nicht ganz, aber dennoch — └mag sie“. Dafür ist sie ganz aus Wonne und Aromen gewoben. Man darf sie weder begrapschen noch ihr auf die Fresse hauen – man muß sie einatmen. Einmal versuchte ich, alle ihre verborgensten Biegungen zu zählen, und ich hab es nicht geschafft – ich kam bis siebenundzwanzig und war so behämmert vor Wollust, daß ich einen Žubrowka trank und das Zählen sein ließ, ohne es beendet zu haben.
Aber am schönsten sind natürlich ihre Unterarme. Besonders wenn sie sie bewegt und verzückt lacht und sagt: └Ach, Jerofejew, du sündiger Klötensack, du!“ O, Diabolin! Wie will man denn eine Solche nicht einatmen?
Es kam vor, natürlich kam es vor, daß auch sie giftig war, aber das alles ist Unsinn, das alles war nur zum Zwecke des Selbstschutzes und von sonst was Weiblichem – davon verstehe ich nicht viel. Jedenfalls, als ich sie endgültig geknackt hatte, fand sich dort überhaupt kein Gift, sondern es waren Himbeeren mit Sahne. An einem Freitag, zum Beispiel, als ich gänzlich beschickert war vom Žubrowka, sagte ich zu ihr:
— Laß uns, laß uns unser ganzes Leben lang zusammen sein! Ich bringe dich fort nach Lobnja, ich hülle dich in Purpur und Muschelseide, ich verdiene mit Telephonkästen und du wirst an irgendetwas riechen – an Lilien meinetwegen wirst du riechen. Laß uns fahren!
Sie aber – streckte mir schweigend den Stinkfinger entgegen. Verzückt trug ich ihn an meine Nüstern, atmete ein und weinte:
— Aber warum? … Warum?
Und sie zeigte mir – den zweiten Stinkfinger. Auch ihn trug ich an mich und kniff die Augen zusammen und weinte wieder:
— Aber warum – ich beschwöre dich – antworte – warum??
Und da schluchzte sie auch und ließ sich an meinem Hals hängen: — Irrsinniger! Du weißt doch selber, warum! Selber weißt du, warum, du Hirnverbrannter!
Und danach wiederholte sich fast jeden Freitag immer dasselbe: diese Worte und diese Stinkfinger. Doch heute – heute wird sich etwas entscheiden, weil der heutige Freitag – der dreizehnte Freitag ist. Und immer näher ist Petuschki. Herrscherin des Himmels! …
Elektrougli – Kilometerstein 43
Ah ja. Trinkt mehr, eßt weniger. Das ist das beste Mittel gegen Selbstüberschätzung und oberflächlichen Atheismus. Seht den hickenden Gottlosen: er ist zerstreut und dunkelgesichtig, er quält sich und ist häßlich. Wendet euch ab von ihm, spuckt aus und schaut mich an, wenn ich den Schluckauf kriege. An die Vorsehung glaubend und an keinerlei Widerstreit denkend, glaube ich, daß E r gütig ist, und bin deshalb selber gütig und licht.
Er ist gütig. Er führt mich fort von den Leiden – ans Licht. Von Moskau – nach Petuschki. Über die Qualen am Kursker Bahnhof, über die Läuterung in Kutschino, über die Träume in Kupawna — ans Licht und nach Petuschki: D u r c h L e i d e n – L i c h t! (Anm.)
Ich fing an, im Wagenübergang in noch größerer Erregung hin und her zu laufen. Und rauchte und rauchte unentwegt. Und da schlug ein greller Gedanke wie ein Blitz in mein Gehirn ein:
— Was könnte ich noch trinken, um auch d i e s e Gemütsregung nicht erlöschen zu lassen? Was soll ich um Deines Namens willen trinken? …
Oh, Graus! Ich habe nichts bei mir, was Deiner würdig wäre. Der Kubanskaja ist ein derartiger Mist! Und der Rossijskaja – es ist lachhaft, in Deinem Beisein über den Rossijskaja auch nur ein Wort zu verlieren. Und der halbsüße Rosé zu eins siebenunddreißig! Gott! …
Nein, wenn ich heute in Petuschki ankomme – unversehrt — kreiere ich einen C o c k t a i l, welchen man ohne Scham trinken könnte im Beisein von Gott und Menschen. Im Beisein von Menschen und Gott zu Ehren. Ich nenne ihn └Die Fluten von Jordan“ oder └Der Stern von Bethlehem“. Sollte ich es in Petuschki vergessen haben – erinnert mich, bitte.
Lacht nicht. Ich habe reichhaltige Erfahrung im Kreieren von Cocktails. Auf der ganzen Erde, von Moskau bis Petuschki, werden diese C o c k t a i l s bis heute getrunken, ohne den Namen des Autors zu kennen: man trinkt den └Balsam von Kanaan“, man trinkt die └Träne einer Komsomolzin“, und das ist richtig, daß man sie trinkt. Wir können von der Natur keine Gnadengaben erwarten. Und um sie ihr zu nehmen, muß man, selbstredend, ihre genauen Rezepte kennen: ich gebe euch, so ihr wollt, diese Rezepte. Hört.
Einfach Wodka trinken, selbst aus der Pulle – darin ist nichts als Seelenschmerz und Eitelkeit. Mischt man den Wodka mit Eau-de-Cologne – dann ist darin eine gewisse Kapriziösität, jedoch keinerlei Pathos. Trinkt man hingegen ein Glas von └Balsam von Kanaan“ – darin ist sowohl Kapriziösität als auch Idee als auch Pathos und darüber hinaus eine metaphysische Anspielung.
Welche Komponente des └Balsam von Kanaan“ schätzen wir über alles? Aber selbstredend den denaturierten Spiritus. Der denaturierte Spiritus, der lediglich ein O b j e k t d e r I n s p i r a t i o n darstellt, entbehrt jedoch selber eben dieser Inspiration vollends. Was also schätzen wir in diesem Fall am denaturierten Spiritus über alles? Aber selbstredend die nackte geschmackliche Empfindung. Und darüber hinaus noch jenen Miasmus, den er verströmt. Um diesem Miasmus eine Schattierung zu verleihen, bedarf es wenigstens eines Körnchens von Wohlgeruch. Aus diesem Grunde wird dem Sprit in der Proportion 1:2:1 samtenes Dunkelbier, am besten Ostankinskoje oder Senator, und gereinigte Möbelpolitur zugesetzt.
Ich muß euch nicht daran erinnern, wie man Politur reinigt. Das weiß jedes Kleinkind. Aus irgendeinem Grunde weiß keiner in Rußland, woran Puschkin gestorben ist, aber wie man Politur reinigt – das weiß jeder.
Kurzum, schreibt euch das Rezept des └Balsams von Kanaan“ auf. Das Leben wird dem Menschen nur einmal gegeben, und man muß es so leben, daß man sich in der Rezeptur nicht irrt:
Denaturierter
Spiritus –
Samtenes
Dunkelbier –
Politur,
gereinigt –
Vor euch ist also der └Balsam von Kanaan“ (im Volksmund └Schwarzbräunling“ genannt) – die Flüssigkeit weist tatsächlich eine schwarz-braune Farbe auf, von maßvoller Stärke und einem beständigen Aroma. Es ist nicht einmal ein Aroma, es ist eine Hymne. Die Hymne der demokratischen Jugend, genau so, weil sich in jedem, der von diesem Cocktail getrunken hat, Vulgarität und dunkle Kräfte heranreifen. Wie viele Male habe ich das beobachtet! …
Und um dem Heranreifen dieser dunklen Kräfte wenigstens irgendwie vorzubeugen, gibt es zwei Mittel. Erstens, den └Balsam von Kanaan“ nicht zu trinken, und, zweitens, an seiner Statt den Cocktail └Der Geist von Genf“ zu trinken. Darin, in eben jenem └Geist von Genf“, gibt es nicht einen Tropfen Edelmut, aber es gibt ein Bouquet. Ihr werdet mich fragen, was ist das Rätsel dieses Bouquets? Ich antworte euch: ich weiß nicht, was das Rätsel dieses Bouquets ist. Dann werdet ihr grübeln und fragen: und was ist dann die Lösung? Und die Lösung ist die, daß man den └Weißen Flieder“, Bestandteil des └Geistes von Genf“, durch nichts zu ersetzen hat, weder durch Jasmin noch Chypre noch Maiglöckchen. └In der Welt der Komponenten gibt es keine Äquivalente“, so sprachen die alten Alchimisten, und sie haben schon gewußt, was sie sprachen. Das heißt, └Silbernes Maiglöckchen“ – das ist mitnichten └Weißer Flieder“, selbst unter sittlichem Aspekt, von irgendwelchen Bouquets gar nicht zu reden.
Das └Maiglöckchen“, zum Beispiel, wühlt den Verstand auf, beunruhigt das Gewissen, festigt das Rechtsbewußtsein. Das "Weißer Flieder“ hingegen – ganz im Gegenteil, es beruhigt das Gewissen und versöhnt den Menschen mit den Geschwüren des Lebens …
Bei mir war das so: ich trinke einen ganzen Flacon des └Silbernen Maiglöckchens“, ich sitze da und weine. Weshalb weine ich? Deshalb, weil ich mich meiner Mutter entsann, das heißt, ich entsann mich ihrer und konnte meine Mutter nicht vergessen. └Mama“, sage ich und weine wieder. Jemand anderer, ein dümmerer, hätte auch weiter so gesessen und geweint. Ich aber ? Ich griff mir einen Flacon des └Flieders“ und trank ihn aus. Und was glaubt ihr? Die Tränen trockneten, ein blödsinniges Lachen bemächtigte sich meiner, und von der Mutter habe ich sogar den Namen mitsamt dem Vatersnamen vergessen.
Und wie lächerlich ist mir deshalb jemand, der beim Zubereiten des └Geistes von Genf“, dem Mittel gegen Fußschweiß das └Silberne Maiglöckchen“ zusetzt! Hört das genaue Rezept:
└Weißer Flieder“ –
Mittel gegen Fußschweiß –
Shigulewsker Bier –
Lack auf Spiritusbasis –
Will aber ein Mensch das Weltgebäude nicht sinnlos zertrampeln, soll er sowohl den └Balsam von Kanaan“ als auch den └Geist von Genf“ zum Kuckuck jagen. Besser, er setzt sich an den Tisch und bereitet sich └Die Träne einer Komsomolzin“ zu. Duftend und seltsam ist dieser Cocktail. Weshalb stark duftend, erfahrt ihr später. Zunächst erkläre ich, wieso er seltsam ist.
Wer einfach Wodka trinkt, behält sowohl den gesunden Verstand als auch ein festes Gedächtnis oder umgekehrt – er verliert mit einemmal das eine wie das andere. Im Falle der └Träne einer Komsomolzin“ hingegen ist es einfach lachhaft: du trinkst hundert Gramm von dieser Träne und – das Gedächtnis ist fest, aber vom gesunden Verstand bleibt nicht die Spur. Trinkst du noch hundert Gramm – und staunst über dich selbst: wo kommt so viel gesunden Verstands her? Und wo ist das feste Gedächtnis abgeblieben? Sogar das Rezept der └Träne“ ist wohlriechend. Aber vom fertigen Cocktail, von seinem starken Duft kann man für eine Minute der Sinne verlustig gehen und — des Bewußtseins. Ich, zum Beispiel, tat es.
Lavendel –
Verbene –
EdT └Waldwasser“ –
Nagellack –
Mundwasser –
Limonade –
Das auf diese Art zubereitete Gemisch muß man zwanzig Minuten lang mit einem Zweig des Geißblatts umrühren. Manche freilich behaupten, daß man bei Bedarf das Geißblatt durch Winde ersetzen könne. Das ist falsch und verbrecherisch. Ihr könnt mich kreuz und quer zerschneiden – aber ihr werdet mich nicht dazu zwingen, die └Träne der Komsomolzin“ mit einer Winde umzurühren, ich rühre sie mit Geißblatt um. Ich reiße mich regelrecht in Teile vor Lachen, wenn in meinem Beisein die └Träne“ mit Winde und nicht mit Geißblatt umgerührt wird.
Nun aber genug von der └Träne“. Jetzt biete ich euch das Letzte und Beste an. └Der Kranz der Müh▒ steht über jeden Lohn“, wie ein Poet sagte. Kurz, ich biete euch den └Cocktail └Hurenschleim“, ein Getränk, das alles übertrumpft. Das ist gar kein Getränk mehr – es ist Sphärenmusik. Was ist das schönste auf dieser Welt? – der Kampf um die Befreiung der Menschheit. Und noch schöner ist folgendes (schreibt’s auf):
Shigulewsker Bier –
Shampoo └Sadko – Der reiche Kaufmann“ –
Lotion gegen Schuppen –
Nitrokleber BF –
Bremsflüssigkeit –
Ungeziefervertilgungsmittel –
All das läßt man eine Woche lang auf Tabak diverser Zigarrensorten ziehen – und serviert es dann … Ich erhielt Briefe, in denen erfinderische Leser unter anderem folgendes vorschlugen: der dadurch erhaltene Sud sollte durch ein Sieb geschlagen werden. Das heißt – durch ein Sieb schlagen und schlafen gehen … Weiß der Teufel, was das soll — all diese Korrekturen und Ergänzungen kommen von der Schlaffheit der Vorstellungskraft, vom Mangel an Geistesflügen, genau daher kommen diese widersinnigen Korrekturen.
Der └Hurenschleim“ ist also serviert. Trinkt ihn beim Erscheinen des ersten Sterns, in großen Schlucken. Bereits nach zwei Bechern dieses Cocktails wird der Mensch derart vergeistigt, daß du an ihn herantreten und eine gute halbe Stunde lang aus der Entfernung von anderthalb Metern ihm in die Fresse spucken kannst, und er wird dir nichts sagen.
Übersetzung aus dem Russischen von Sergej Gladkich